„Edmond de Belamy“ – Streit um Urheberschaft von KI -Portät

Eine künstliche Intelligenz hat das Porträt „Edmond de Belamy“ gemalt, das letzten Herbst bei Christie’s für 400.000 Dollar versteigert wurde. Nun ist ein heftiger Streit darüber entbrannt, wer der eigentliche Urheber des Werkes ist und wer bei wem was geklaut hat. Das ist sehr amüsant zu beobachten, denn hier prallen zwei Welten aufeinander:

Zum einen ist es die internationale Programmierer-Community, zu deren Selbstverständnis es gehört, Programmzeilen und Codes „Open-Source“ – also mit offenliegendem Quellcode – der Gemeinschaft zugänglich zu machen. Jeder kann sich dieser Ergebnisse bedienen und auf eigene Faust weiter entwickeln. So das Prinzip, das inzwischen weltweit Verwendung findet. Unter anderem im Mozilla-Browser, mit dem Du diesen Beitrag gerade liest oder in WordPress, mit dem dieser Blog geführt wird.

Zum anderen ist es der internationale Kunstbetrieb, der seine Erträge (bislang) daraus zieht, dass Kunstwerke einmalige Erzeugnisse sind. Der Kunstmarkt lebt von der Untrennbarkeit von Werk und Meister. Die jeweilige Urheberschaft ist leicht nachzuprüfen und bestimmt den Wert eines Kunstwerks. Im vorliegenden Fall lässt sich das aber nicht so leicht sagen. Wer war nun der eigentliche Urheber von „Edmond de Belamy“?

Der 19-jährige Robbie Barrat aus West Virginia hat einen Algorithmus entwickelt, mit dessen Hilfe er schon eine ganze Reihe von Bildern generiert und ins Netz gestellt hat. Selbstverständlich ist sein Algorithmus Open-Source. Diesen Umstand machte sich das französische Kollektiv „Obvious“ zunutze. Mit Hilfe von Barrats „geborgtem Code“ erschufen sie jenen Edmond de Belamy, der im vergangenen Herbst bei Christie’s für
432 500 Dollar (rund 378 000 Euro) einen Liebhaber fand. Pikant dabei ist, dass die französische Künstlergruppe Barrat im Vorfeld mehrfach um Rat gefragt hat, etwa wie denn der Algorithmus funktioniere und ob ihre Rechner dafür geeignet seien.

Kein Wunder, dass Robbie Barrat sich aufregt. Die Franzosen baten in einem Chat um seine Mithilfe, um „KI-Kunst zu demokratisieren“. Unter „Demokratisieren“ habe er Open Source-Projekte wie seine eigenen verstanden. Er mokiert weiter, dass dem Obvious-Screenshot die namentliche Nennung seiner Urheberschaft bei Neukunst fehle. Andererseits: Sein Code stammt ja auch nicht aus dem Nirwana. Grundlegende Arbeiten zu neuronalen Netzwerken, generativen Architekturen oder Prinzipien zum rechnergestützten Lernen basieren auf Codes, die Barrat dann für seine Zwecke einsetzte. Ganz schön kompliziert!

Wer mehr darüber lesen möchte, wird hier fündig. Es gibt auch ein nettes Video der SZ dazu:


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