Dass Arnulf Rainer für seine Übermalungen gerne Arbeiten der eigenen Studenten hergenommen hat, ist bekannt. Durch das Übermalen machte er deren Werke zu seinen eigenen. Ich habe es auch mal probiert und ein älters Bild übermalt.
Ein Maler arbeitet in gewisser Weise wie ein Bauer: Er muss den Boden bearbeiten, auf dem sein Bild wächst. Je mehr Bearbeitungsspuren ein Gemälde aufweist, desto dichter und stärker kann es werden. Selbst wenn ältere Schichten übermalt werden, verschwinden sie nie ganz, sondern etwas von der einmal in sie investierten Energie bleibt spürbar – und sei es nur in Form einer winzigen Erhebung oder eines einzelnen Pigmentkörnchens. Alle Bearbeitungsspuren eines Bildes summieren sich am Ende auf der Oberfläche und erzeugen seine Gesamtwirkung. Außerdem ist es wesentlich einfacher, an einem bereits begonnenen Bild weiter zu malen, als vor einer komplett weißen Leinwand zu stehen.
Deshalb (und aus schnödem Geiz) habe ich ebenfalls die Übermalung eines älteren und ungeliebten, aber eigenen Bildes begonnen. Die einzelnen Schritte dokumentiere ich hier: